Die Kinder- und Jugendhilfestatistik informiert im Wesentlichen über
- die Anzahl der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Bereichen Unterstützung der Erziehung, Volle Erziehung, Hilfen für junge Erwachsene, Mitwirkung an Adoptionen und Rechtsvertretungen;
- die Anzahl der Leistungen bzw. Leistungsgewährungen bei Gefährdungsabklärungen, Erziehungshilfen und sozialen Diensten;
- die Summe der Ausgaben für Unterstützung der Erziehung, Volle Erziehung und Hilfen für junge Erwachsene sowie die Summe der Einnahmen aus Kostenersätzen.
Für 2022, dem 8. Berichtsjahr der Kinder- und Jugendhilfestatistik, lassen sich folgende Hauptergebnisse festhalten:
- 42.973 Kinder und Jugendliche erhielten eine Unterstützung der Erziehung, dies ist ein Anstieg von +3,0 % (+1.247) gegenüber dem Vorjahr. Gestiegen ist auch die Anzahl der im Rahmen der Vollen Erziehung betreuten Kinder und Jugendlichen, im Jahr 2022 waren das 12.888 und damit +17 bzw. +0,1 % mehr als 2021. Gegenüber 2015 ist das ein Rückgang von -1,8 %. Bezogen auf 1.000 Minderjährige waren das 2022 27,4 Kinder und Jugendliche im Bereich der Unterstützung der Erziehung und 8,2 in der Vollen Erziehung. Nach Bundesländern betrachtet, schwankte diese Zahl zwischen 40,3 in Kärnten und 16,8 in Oberösterreich (Unterstützung der Erziehung) bzw. zwischen 12,1 in Wien und jeweils 5,7 in Oberösterreich und Voralberg (Volle Erziehung). Sowohl bei der Unterstützung der Erziehung als auch bei der Vollen Erziehung lag der Anteil der Buben über dem der Mädchen. Volle Erziehung wurde österreichweit hauptsächlich in sozialpädagogischen Einrichtungen erbracht: Hier waren 61,2 % der betreuten Kinder und Jugendlichen untergebracht, die anderen 38,8 % lebten in Pflegefamilien.
- Jugendliche, die bereits von der Kinder- und Jugendhilfe betreut werden, können nach Erreichen der Volljährigkeit im Bedarfsfall weitere Unterstützungen erhalten. Im Jahr 2022 wurden 2.260 junge Erwachsene (18- bis unter 21-Jährige) im stationären Bereich betreut (+139 bzw. +6,6 % gegenüber dem Vorjahr); 1.350 derselben Altersgruppe erhielten ambulante Unterstützung (exakt gleich viel gegenüber dem Vorjahr). Gegenüber 2015 ist das ein Anstieg von +47,9 % im ambulanten Bereich. Auf 1.000 18- bis unter 21-Jährige kamen insgesamt 4,9 junge Erwachsene im Bereich der ambulanten Hilfen und 8,3 im Bereich der stationären Hilfen. Während in Tirol 12,0 von 1.000 jungen Erwachsenen ambulant unterstützt wurden, kamen diese Hilfen in Niederösterreich und Wien (1,2 bzw. 1,4) praktisch kaum zur Anwendung. Im stationären Bereich reichte die Schwankungsbreite von 5,0 unterstützten jungen Erwachsenen im Burgenland bis zu 13,5 unterstützten jungen Erwachsenen in Kärnten.
- Um beurteilen zu können, ob eine Kindeswohlgefährdung vorliegt, leitete die Kinder- und Jugendhilfe insgesamt 46.995 Gefährdungsabklärungen ein. Das ist gegenüber 2021 ein deutlicher Anstieg von + 4.452 bzw. +10,5 %. Am häufigsten war dies in Wien (25,5 %) der Fall, gefolgt von Niederösterreich (21,3 %).
- Im Jahr 2022 wurden insgesamt 66.565 Erziehungshilfen zuerkannt, was eine Steigerung gegenüber 2021 darstellt (+1.045 bzw. + 1,6 %),
91,4 % aufgrund einer Vereinbarung und nur 8,6 % auf Basis einer gerichtlichen Verfügung. Die Unterstützung der Erziehung erfolgte fast zur Gänze (98,6 %) auf Basis einer Vereinbarung mit den Erziehungsberechtigten, während dies im Bereich der Vollen Erziehung (64,1 %) nicht so oft der Fall war. 79,3 % der Erziehungshilfen waren eine Unterstützung der Erziehung, 20,7 % eine Volle Erziehung. - Die Ausgaben der Kinder- und Jugendhilfe für Unterstützung der Erziehung, Volle Erziehung und Hilfen für junge Erwachsene lagen bei insgesamt 796,0 Mio. Euro; unter Berücksichtigung der Einnahmen aus Kostenersätzen (46,2 Mio. Euro) betrugen die Nettoausgaben insgesamt 749,8 Mio. Euro (+35,6 Mio. Euro bzw. +5,0 % gegenüber 2021). Drei Viertel der Ausgaben (ohne Berücksichtigung der Kostenersätze) entfielen auf die Volle Erziehung und ein Viertel wurde für Unterstützung der Erziehung ausgegeben (jeweils einschließlich der Hilfen für junge Erwachsene).
- Bei 70 Kindern und Jugendlichen wurde 2022 an der Adoption mitgewirkt, was ein Rückgang von -22,2% bedeutet; 82,9% davon waren inländische, 17,1% grenzüberschreitende Adoptionen.
- Für 70.285 Kinder und Jugendliche (-0,8 % ggü. 2021) wurden Rechtsvertretungen gemäß Allgemeinem bürgerlichen Gesetzbuch (Obsorge, Unterhalt) übernommen. 54.345 Minderjährige (-2,6 % ggü. 2021) vertrat die Kinder- und Jugendhilfe bei der Durchsetzung von Unterhaltsansprüchen nach dem Unterhaltsvorschussgesetz und 1.568 derselben Altersgruppe (+39,9 % ggü. 2021) in fremdenrechtlichen Angelegenheiten.
- 2022 gab es insgesamt 26 anonym registrierte Geburten, mit 5 am meisten in Wien; 4 Kinder wurden in Babyklappen aufgefunden, zwei in Kärnten und jeweils eines in Niederösterreich und in Wien.